Historisches

Die Region des oberen Triestingtales ist reich an Geschichte und Kultur. Ihre Anfänge reichen bis in die Karolingerzeit zurück, wo wir als älteste Siedlung Nöstach bei Altenmarkt an der Triesting finden können. Im Gefolge der Babenberger kamen ab dem späten 10. Jahrhundert Adelsgeschlechter in unsere Gegend, die erste Bauern ansiedelten und damit den Grundstock der Besiedelung legten.

Eine grundlegende Änderung erfolgte um 1120 durch die Gründung des Benediktinerklosters (Klein-) Mariazell, das für die folgenden sieben Jahrhunderte zum politischen, wirtschaftlichen und geistlichen Mittelpunkt der Gegend wurde. Die Mönche sorgten nicht nur für die seelsorgliche Betreung der Menschen, sondern stellten auch die weltliche Verwaltung zur Verfügung, wie sie heute etwa Gemeinden und Bezirkshauptmannschaften wahrnehmen. In (Klein-) Mariazell entstand eine ausgedehnte Klosteranlage, rundherum wurden in den Dörfern Kirchen erbaut: um 1200 in Altenmarkt, in Nöstach, Kaumberg und 1444 eine erste Kapelle in St. Corona. Um den Einflußbereich des Klosters herum entstanden bedeutende Adelsherrschaften, die die Geschicke der Region bis zum Ausgang des Spätmittelalters maßgeblich beeinflussen sollten. Noch im 12. Jh. auf Arnstein bei Maria Raisenmarkt und Arberg bei Kaumberg, im späten 13. Jh. schließlich auch in Neuhaus an der Triesting.

Das 16. Jh. brachte mit Türkenkriegen und Reformation tiefe Veränderungen mit sich. Die Zeiten wurden unsicherer, das Kloster hatte kaum Mönche, die Steuerlast für alle war sehr groß. Eine Erholung setzte erst mit Anfang des 17. Jh. ein. Das Kloster konsolidierte sich wirtschaftlich und geistlich, eine ausgedehnte frühbarocke Anlage entstand.

Der Einfall der Osmanen 1683 brachte wieder viel Elend mit sich, zahlreiche Höfe waren entvölkert und mussten neu besiedelt werden. Für den Wiederaufbau des Klosters brauchte man zehn Jahre. Das Chorgestühl in der Basilika zeugt heute noch davon.

Diese Zeit markiert aber auch den Beginn der prachtvollen hochbarocken Epoche in unserer Gegend, die auch von wirtschaftlichem Aufbrauch gekennzeichnet war. Das Gebiet um St. Corona wurde etwa mit Holzfällerfamilien besiedelt und die Forstwirtschaft intensiviert. Eine kleine Wallfahrtskirche und Seelsorgestation entstand in der Folge. Direkt an der Via Sacra, dem Weg Wallfahrerweg nach Mariazell in der Steiermark errichtete das Kloster zwei prächtige Wallfahrtskirchen: am Hafnerberg und in der Dornau in Thenneberg. In der Stiftskirche selbst, der heutigen Basilika Klein-Mariazell, schuf der böhmisch-österreichische Barockmaler Johann Bergl sein Hauptwerk.

In dieser Zeit eines kulturellen Höhepunkts, die jedoch auch eine der kriegerischen Bedrohungen und schwerer steuerlicher Lasten war, kündigte sich durch neue rationalere Denkweisen bereits eine Wende ein. Diese trat 1782 ein, als Kaiser Joseph II. das Kloster aufheben ließ und die Region damit ihr geistlich-kulturelles Zentrum verlor. Die Kirchen der Umgebung wurden Weltpriestern übergeben, die herrschaftlichen Rechte und Klostergüter zuerst verstaatlicht und 1825 privatisiert.

Mit Ausgang des 19. Jh. erlebte die Region eine gewisse Blüte durch die Sommerfrischekultur und leichte Erreichbarkeit für Wiener Bürger, die den Sommer auf dem Land verbringen wollten. Erster Weltkrieg, Zwischenkriegszeit und Herrschaft der Nationalsozialisten brachten wie überall sonst auch schwere Unsicherheiten, Tod und Verfolgung mit sich; in den letzten Kriegstagen wurde die Region Schauplatz abscheulicher Massenmorde an ungarischen Juden und intensiver Kampfhandlungen.

Die Nachrkriegszeit brachte sukzessive einen gewissen Aufschwung mit sich, der sich in wachsendem Wohlstand, Bevölkerungszuzug und Errichtung neuer Infrastrukturen äußerte. Das alte Klostergebäude in (Klein-) Mariazell stand noch immer, verfiel aber immer mehr, so dass es 1964 bis 1968 weitgehend abgerissen wurde – ein baukultureller Verlust der Sonderklasse. Umfangreiche Renovierungsarbeiten konnten jedoch die Kirche und einige kleine Nebengebäude bewahren. Mitte der 80er Jahre kam es zu einer Renovierung der Wallfahrtskirche am Hafnerberg und zur Einrichtung eines Klosters im Pfarrhof, wodurch die klösterliche Tradition nach über 200 Jahren wieder aufgenommen wurde. Eine umfassende Sanierung der Kirche in Klein-Mariazell folgte wenige Jahre später, begleitet von sensationellen archäologischen Ausgrabungen.

Im Jahr 2004/2005 geschah schließlich das Wunder und ein neues Kloster entstand auch wieder in Klein-Mariazell, wodurch die jahrhundertelange Tradition des Ordenslebens durch Brüder Samariter FLUHM hier wieder neu aufgenommen wurde. Drei Jahre später wurde die Kirche in Klein-Mariazell aufgrund ihrer hohen spirituellen und historischen Bedeutung zur päpstlichen Basilika erhoben. Das ehemalige Mariazell in Österreich war nun wieder zum geistlichen Zentrum der Region geworden.

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